Die Qualle als Klangfigur - Disco Medusae
Diaphane Mediale Quallen, Filmwerkstatt Düsseldorf, 24. Juni 2017
Das Qualleninstitut, Kathrin Dreckmann und Verena Meis
Eine Klanginstallation von Georg Spehr mit Studierenden der HHU Düsseldorf
(Johanna Dodaj, Amelie Heller, Ruth Mensah, Felix Röcker und Bastian Schramm)
Die Qualle sucht sich ihren Raum. Umschlingt die Ozeane als gallertartiges Wesen. Vermehrung und Schutz in der Metamorphose. Die Qualle - überall. Aber welchen Sound hat die Qualle überhaupt oder wie lässt sich ein allumschlingender Sound der Meduse abbilden?
In Film- und Fernseh-Dokumentationen über die Qualle werden die Tonspuren stark der inhaltlichen Handlung angepasst – mystisch, bedrohlich und verklärend. Die Konnotationen von Erzählstimmen und musikalische Untermalung wandelt sich plötzlich von bezaubernder Märchenhaftigkeit in spannungsgeladene Dramatik. Auf Videoportalen im Internet finden sich massenhaft Entspannungsfilme – schwebende, gallertartige Quallen-Portraits mit ambienthafter Wohlfühlmusik in den verschiedensten Ausprägungen.
Quallen sind wandlungsfähig, ihr Sound sollte es auch sein. An unterschiedlichsten Orten der Heinrich-Heine Universität suchten wir in Sprach-Performances nach einem Quallenklang im außer-ozeanischen Raum. Die Eigenschaften der Qualle, ihre Namen, ihr Wesen wurde versucht einzufangen und auf die Räumlichkeiten zu übertragen. Ein wabender Klangchor ertönt. Polylinguale Meduse. Der Sound der Meduse improvisiert in Worte gewoben.
Jeder dieser Räumlichkeiten hat aufgrund seiner Architektur eine eigene akustische Beschaffenheit. Zusammen mit dynamischen Umgebungsgeräuschen und oft dauerhaft vorhandenen Lüftungs-Rauschen, Technik-Brummen und Heizungs-Pfeifen erhalten sie eine eigene Klangsignatur. Durch vorhandene Installationen wie Beschallungsanlagen oder Waschbecken ist es möglich noch weitere Klangereignisse dem Raumklang hinzuzufügen. Störgeräusche wie Autolärm und Funkwellenfragmente drängen sich in die Aufnahmen. So sind mehrdimensionale Klangaufzeichnungen entstanden, deren Zusammenschnitte technisch nicht mehr nachbearbeitet wurden. Sprache und klangliche Atmosphäre werden unverfälscht weitergegeben. Der Sound der Meduse poppt polypartig auf und schwebt durch die Räumlichkeiten hindurch – Discomedusae eben.